Volontariate Journalismus 2025: Was dich wirklich erwartet (und was nicht)

Volontariate Journalismus 2025: Was dich wirklich erwartet (und was nicht)

Volontariate Journalismus 2025: Was dich wirklich erwartet (und was nicht)

Die Bewerbung ist raus, das Anschreiben perfekt poliert – und dann sitzt du da und fragst dich: «Was passiert eigentlich, wenn ich das Volontariat bekomme?» Spoiler: Es ist anders, als du denkst. Viel praktischer, manchmal härter, aber auch überraschend vielseitig. Lass uns mal ehrlich darüber reden, was ein journalistisches Volontariat 2025 wirklich bedeutet.

Was ein Volontariat ist (und was definitiv nicht)

Ein Volontariat ist weder ein verlängertes Praktikum noch ein zweites Studium. Es ist eine strukturierte Berufsausbildung – mit allem, was dazugehört. Der neue Ausbildungstarifvertrag schreibt eine zweijährige Ausbildungsdauer, mindestens drei Ressorts sowie außerbetriebliche Bildungsphasen vor – mit Fokus auf qualifizierte Ausbildung statt bloßer Verwertung als Arbeitskraft. Du wirst zwei Jahre lang systematisch durch verschiedene Redaktionen geschleust, lernst die wichtigsten journalistischen Darstellungsformen und bekommst dabei ein festes Gehalt.

Der große Unterschied zum Studium? Du produzierst ab Tag eins echte Inhalte für echte Leser. Keine Seminararbeiten über Medientheorien, sondern Artikel, die morgen online stehen oder in der Zeitung landen. Das ist aufregend – und manchmal auch ziemlich stressig.

Praktika sind dagegen meist nur Schnupperkurse. Du schaust zu, hilfst mal mit, aber trägst selten wirklich Verantwortung. Im Volontariat bist du Teil des Teams, hast eigene Termine und Deadlines. Manchmal fühlst du dich wie ein echter Journalist – und manchmal wie ein sehr gut bezahlter Praktikant. So ist das eben.

Zugangsvoraussetzungen: Mehr als nur gute Noten

Theoretisch reicht das Abitur. Praktisch? Fast alle Volontäre haben heute einen Hochschulabschluss. Muss nicht Journalistik oder Medien sein – Geschichte, Politik, Wirtschaft, sogar Naturwissenschaften können von Vorteil sein, je nachdem, wo du hin willst.

Viel wichtiger sind erste journalistische Erfahrungen. Schülerzeitung, Uniradio, freie Mitarbeit bei lokalen Medien, eigener Blog – irgendwas, das zeigt: «Hey, ich kann schreiben und hab schon mal eine Deadline eingehalten.» Die meisten Bewerber haben bereits mehrere Praktika gemacht. Der Konkurrenzkampf ist real.

Ach ja, und die berühmten «besonderen Kenntnisse»? Programmieren, Videobearbeitung, Social Media – das schadet nie. Aber ehrlich gesagt: Das lernst du auch während des Volontariats. Wichtiger ist, dass du neugierig bist und Lust hast, ständig Neues zu lernen.

Wie ein Volontariat wirklich abläuft

Die meisten Volontariate dauern 18 bis 24 Monate. Du rotierst durch verschiedene Ressorts – Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, vielleicht auch Online oder Social Media. Jede Station dauert meist zwei bis vier Monate. Genug Zeit, um reinzufinden, aber nicht so lang, dass es langweilig wird.

In großen Verlagshäusern läuft das ziemlich strukturiert ab. Du hast einen festen Ausbildungsplan, regelmäßige Seminare und Mentoren, die dich begleiten. Bei kleineren Redaktionen ist es oft individueller – und manchmal auch chaotischer. Dafür bekommst du vielleicht mehr Verantwortung und lernst alle Bereiche intensiver kennen.

Was du definitiv lernst: Schreiben unter Zeitdruck, Recherchieren, Interviewführung, Redigieren. Dazu kommen technische Skills – Content-Management-Systeme, Bildbearbeitung, vielleicht auch Podcast- oder Videoproduktion. Die multimediale Kompetenz ist heute einfach Pflicht.

Die renommierten Programme (und warum sie nicht alles sind)

Spiegel, Zeit, FAZ, Süddeutsche, ARD, ZDF – die großen Namen haben natürlich renommierte Volontariatsprogramme. Strukturiert, gut bezahlt, mit excellentem Netzwerk. Aber ehrlich? Die Konkurrenz ist brutal. Auf einen Platz kommen manchmal über 1000 Bewerbungen.

Kleinere Verlage oder spezialisierte Magazine können genauso gute Ausbildungen bieten. Du lernst dort oft mehr unterschiedliche Bereiche kennen und hast direkteren Kontakt zu den Entscheidern. Plus: Die Übernahmechancen sind manchmal sogar besser.

Online-Portale und Start-ups sind auch interessant geworden. Da lernst du sehr viel über digitalen Journalismus, Analytics, Community Management. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen nicht immer optimal – manche sind noch sehr experimentell in ihrer Struktur.

Die Qualitätsfrage: Große Häuser vs. kleinere Redaktionen

Große Medienhäuser haben meist ausgereifte Ausbildungskonzepte. Feste Curricula, erfahrene Ausbilder, regelmäßige Evaluierungen. Du weißt, was dich erwartet. Nachteil: Du bist einer von vielen, manchmal geht individuelle Betreuung unter.

Kleinere Redaktionen können sehr intensiv ausbilden – oder auch nicht. Da hängt viel von den einzelnen Kollegen ab. Im besten Fall bekommst du sehr persönliche Betreuung und lernst alle Bereiche kennen. Im schlechtesten Fall wirst du als billige Arbeitskraft eingesetzt.

Ein Tipp: Frag bei der Bewerbung konkret nach dem Ausbildungsplan. Seriöse Arbeitgeber können dir detailliert erklären, was wann geplant ist.

Multimedia ist Standard geworden

Vergiss die Vorstellung vom Journalisten, der nur schreibt. Heute gehören Video, Audio und Social Media zur Grundausstattung. Fast jedes Volontariat beinhaltet inzwischen Stationen in diesen Bereichen.

Du lernst, wie man einen Podcast aufnimmt und schneidet, wie Instagram Stories funktionieren, wie man ein kurzes Erklärvideo produziert. Manche Volontäre machen sogar Schulungen in Datenvisualisierung oder KI-Tools für Journalisten.

Das ist manchmal überwältigend – plötzlich sollst du nicht nur schreiben können, sondern auch filmen, fotografieren und Community Management betreiben. Aber hey, es macht den Job auch abwechslungsreicher. Und ehrlich gesagt: Wer heute nur schreiben kann, hat es schwer auf dem Arbeitsmarkt.

Geld und Rechtliches: Was du wissen solltest

Die Vergütung variiert stark. Bei großen Verlagen sind 1.800 bis 2.500 Euro brutto monatlich normal. Bei kleineren Medien kann es auch weniger sein – manchmal deutlich weniger. Öffentlich-rechtliche Medien zahlen meist gut, haben aber auch entsprechend viele Bewerber.

Rechtlich bist du ein Auszubildender. Das bedeutet: Du hast Anspruch auf Urlaub, Krankengeld und eine strukturierte Ausbildung. Gleichzeitig darfst du nicht als vollwertige Arbeitskraft missbraucht werden. Falls das passiert – und das kommt vor –, kannst du dich an die Gewerkschaften wenden.

Überstunden sind normal, aber sollten nicht überhandnehmen. Du lernst schließlich noch. Manche Volontäre machen den Fehler, sich komplett aufzuopfern – das ist weder gesund noch nötig.

Karrierewege nach dem Volontariat

Die meisten Volontäre werden nach der Ausbildung übernommen – wenn auch nicht immer in Festanstellung. Freie Mitarbeit oder befristete Verträge sind oft der nächste Schritt. Das ist nicht ideal, aber leider Realität in der Branche.

Manche gehen nach dem Volontariat zu anderen Medien, nutzen die erworbenen Fähigkeiten als Sprungbrett. Andere spezialisieren sich – werden Korrespondenten, Ressortleiter oder wechseln in die Kommunikation.

Ein paar landen auch in verwandten Bereichen: PR-Agenturen, Unternehmenskommunikation, Content Marketing. Das ist kein Scheitern – manchmal passen die Fähigkeiten einfach besser woanders hin.

Alternativen zum klassischen Redaktionsvolontariat

Nicht jeder muss bei einer Tageszeitung volontieren. PR-Agenturen bilden auch aus – da lernst du die andere Seite der Kommunikation kennen. Corporate Publishing wird immer wichtiger; große Unternehmen brauchen Leute, die ihre Geschichten erzählen können.

Online-Portale, Fachmagazine, lokale Medien – überall gibt es interessante Programme. Manche sind sogar spezialisiert: Sportjournalismus, Wissenschaftskommunikation, politische Magazine.

Die Berichterstattung wird immer vielfältiger, und entsprechend gibt es auch mehr Ausbildungswege. Du musst nur wissen, was zu dir passt.

Bewerbungstipps ohne Bullshit

Schreib keine Romane. Zeig lieber, was du kannst. Ein paar gute Artikel im Anhang sagen mehr als drei Seiten Motivationsschreiben.

Sei konkret: Welches Ressort interessiert dich? Warum gerade dieses Medium? «Ich will Journalist werden» reicht nicht. «Ich will politische Hintergründe erklären und habe schon mal den Stadtrat zwei Monate begleitet» ist besser.

Hab ein Portfolio – digital, gut sortiert, mit unterschiedlichen Textarten. Zeig, dass du mehr kannst als nur Nachrichten abschreiben.

Und ja, Vitamin B hilft. Netzwerken ist Teil des Jobs. Geh auf Branchentreffen, sei in den sozialen Medien aktiv, such den Kontakt zu Journalisten, die du interessant findest. Aber bitte nicht aufdringlich.

Was ich dir ehrlich sagen muss

Mir ist kürzlich aufgefallen, wie viele meiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen den Journalismus inzwischen verlassen haben. Nicht, weil sie schlecht waren, sondern weil die Branche tough ist. Unsichere Jobs, mäßige Bezahlung, ständiger Zeitdruck.

Trotzdem machen viele das Volontariat – und die meisten bereuen es nicht. Du lernst unglaublich viel in kurzer Zeit, triffst interessante Menschen und entwickelst Fähigkeiten, die in vielen Bereichen gefragt sind. Auch wenn du später nicht klassischer Journalist wirst, ist die Ausbildung wertvoll.

Das Volontariat ist kein Garant für eine Traumkarriere. Aber es ist ein solider Einstieg in eine Branche, die sich gerade komplett wandelt. Wer flexibel bleibt und Lust auf Veränderung hat, findet seinen Weg.